von Arvid Kappel
Helmuth Graf von Moltke (1800 bis 1891) war ein preußischer Generalfeldmarschall, der sich viele militärische Verdienste erwarb. Er wurde als „Der große Schweiger“ benannt, weil er offenbar seine Wortmeldungen auf ein absolut notwendiges Maß reduzierte. Von ihm soll in einer Besprechung des Generalstabs nach seinem langen Schweigen der Ausspruch „Getrennt marschieren, vereint schlagen!“ stammen. Danach setzte er sich wieder hin und schwieg. Mehr war ja auch nicht zu erläutern, denn wenn alle Offiziere sich an diese Taktik hielten, war die Schlacht ja schon nahezu gewonnen.
Von Moltke ist die Episode überliefert, dass er vor dem Generalstab eine Rede auf zum Geburtstag des Kaisers halten sollte. Er erhob sein Glas und rief: „Meine Herren, der Kaiser hurra, hurra, hurra!“ Damit hatte er gleichzeitig eine Grundsatzrede über die Monarchie gehalten, einleuchtend und für jeden nachvollziehbar, denn das Gesprochene deckte sich exakt mit dem, was zu sagen war.
Ob der Kommunikationsstil von Moltke auch für heutige Zeiten sinnvoll wäre, unterliegt unterschiedlichen Ansichten. Die einen werden sagen, dass in einer immer komplexeren Welt wesentlich mehr zu kommunizieren ist. Die anderen meinen, dass im Regelfall die Dauer einer Besprechung reziprok zur Wichtigkeit der jeweiligen Themen steht. Das alles soll hier nicht weiter erläutert werden. Worum es geht, ist die Tatsache, dass heute gewisse Institutionen schnell „in die Spur geschickt“ werden, wenn Bürger bzw. Gruppierungen mit dem Regierungskurs und mit der Berichterstattung der Leitmedien nicht einverstanden sind. Ob begriffliche Zuordnungen wie Schwurbler, Antidemokraten, Rechtspopulisten, Coronaleugner, Impfgegner, Putinversteher usw. als Ritterschlag oder eher als Kainsmal zu werten sind, werden Historiker erst in einigen Jahren beurteilen können. Festzuhalten ist, dass solche Zuordnungen an kritische und Besorgnis äußernde Menschen nicht als angenehm einzustufen sind. Hinzu kommen inzwischen staatliche Repressionsmaßnahmen sowie Kündigungen von Verträgen und finanzielle Zuwendungen im Bereich des Privatrechts. Offenbar mit leichter Hand werden Personen wie Michael Ballweg, Stefan Hockertz, Carola Javid-Kistel, Sucharit Bhakdi, Paul Brandenburg, Boris Reitschuster, Michael Fritsch, Heiko Schöning, Wolfgang Wodarg usw. zu einer Art von Staatsfernen bzw. -feinden erklärt. Und auch der Ethikrat Brandenburg musste sich schon deutliche Kritik gefallen lassen. Harmlos war ja noch die Frage, wie sich der „Ethikrat Brandenburg“ als Gremium legitimiert. Wie wäre es denn einfach einmal mit einem Blick in die Artikel 5 und 9 GG?
Wir möchten uns aber nicht undankbar ggü. dem wohlwollenden Verhalten der Regierungsverantwortlichen zeigen. Und genau jetzt kommt Moltke ins Spiel. Lasst uns keinen Unterschied mehr machen zwischen Verfassungs- und Regierungstreue. Wenn zum Beispiel der Bundespräsident erwähnt, dass wir im besten Deutschland leben, was es jemals gegeben hat, dann sollten wir das wie folgt ergänzen: „Herr Bundespräsident, nicht im besten, sondern im allerbesten Deutschland!“ Bei den Erklärungen von Herr Prof. Dr. Lauterbach zu COVID, Affenpocken und allen anderen Erkrankungen bietet sich ein „Danke für die klaren und nachvollziehbaren Erläuterungen!“ an. Oder: „Eine weitere Impfung? Nehme ich auch ohne Bratwurst.“ Weiter: „Massenhafte Grundrechtseinschränkungen für unsere Gesundheit? Na klar!“ Zur Umweltpolitik: „Frieren für das Klima? Prima!“ Zu einem aberkannten Doktortitel: „Für mich bleibt sie Frau Doktor allein aufgrund ihrer Ausstrahlung!“ Zum Ukrainekonflikt: „Mit unseren Waffen Frieden schaffen!“ Weiteres kurzes und einprägsames Beispiel: „Geschlechtervielfalt = richtig wichtig!“ Die Liste der positiven Sichtweisen zu den Dingen, die in Deutschland aufgrund des klugen Regierungshandelns bewirkt werden, ließe sich fortsetzen. Und alles an guten Entwicklungen sollte von uns mit Beschreibungen in kurzen und prägnanten Sätzen kommentiert werden. Um nicht immer nur bei „Hurra, hurra, hurra!“ zu verharren, bieten sich Begriffe wie großartig, brillant, ausgezeichnet, fabelhaft, pompös, famos, prächtig, grandios, ein Geniestreich usw. an.
Sinnvoll ist es, dass wir eine Erklärung über unser Wissen abgeben, dass die Besetzung von Posten in den Regierungen und Ebenen der Staatssekretäre sich ausschließlich nach der Bestenauslese richtet. Die Bezeichnung „Rat für ethische Aufklärung“ bedeutet zudem, dass wir die Menschen in Deutschland darüber informieren, was wir für ein gutes und freies Leben in Deutschland führen dürfen und dass das alles noch nicht einmal im Ansatz bedroht ist. Ein weiteres Zitat von Moltke möge hierfür die Richtschnur sein: „Einfaches Handeln folgerecht durchgeführt wird am sichersten das Ziel erreichen.“
So möge Helmuth Graf von Moltke für uns ein Leitbild sein. Zweifelnde Fragen beenden wir künftig mit dem Satz: „Unser Staat in seinem Lauf: Blendend, blendend, blendend!“
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Übrigens: Die Moltkebrücke im Berliner Stadtteil Moabit wurde nach unserem beschriebenen Moltke und nicht nach seinem Urgroßneffen Helmuth James Graf von Moltke (1907 bis 1945), Mitglied des Kreisauer Kreises, benannt.